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Rechenschwäche und Rechenstörung (Dyskalkulie)

Liebe Eltern und andere Interessierte,

 

Sie erhalten auf den folgenden Seiten Informationen zum oben genannten Thema. Damit Sie schneller zu den für Sie wichtigen Punkten gelangen, wird Ihnen ein Inhaltsverzeichnis vorgelegt, das die einzelnen Überschriften der Reihe nach aufführt:

 

  • Begriffliche Abgrenzung

  • Häufigkeit und Ursachen

  • Symptomatik

  • Diagnostik

  • Schwerpunkte der Förderung

  • Förderbeschreibung

  • Form der Fördermaßnahme

  • Lehrpersonal/ Förderbetreuung

  • Zusätzliches: Finanzierung durch das Jugendamt

 

Begriffliche Abgrenzung:

Wie bei der Legasthenie, finden die einzelnen Begriffe zur Darstellung gravierender Rechenschwierigkeiten keine einheitliche Verwendung.

Häufig sind in der wissenschaftlichen Literatur neben Dyskalkulie (dys = schwierig; kalkulie = Steinchen, Spielsteinchen, Rechensteinchen) noch die Begriffe Rechenschwäche, Rechenstörung, seltener die Arithmasthenie (Zahlschwäche) aufgeführt. Vor diesem Hintergrund sollten die Begriffe stets hinterfragt werden, um die nähere Auslegung, also auch das, was ein Autor selbst unter der Bezeichnung versteht, nachvollziehen zu können.

Im Allgemeinen kann man die ausgeprägten Schwierigkeiten unter dem Oberbegriff „Rechenschwäche“ zusammenfassen, wobei im Anschluss daran eine Differenzierung stattfindet, ob sich für die Auffälligkeiten in mathematischen Bereichen erkennbare Gründe finden lassen oder nicht. Trifft Ersteres zu, wird häufig von einer meist vorübergehenden bzw. durch bestimmte Ereignisse im Leben des Kindes hervorgerufenen (erworbenen) Rechenschwäche gesprochen. Lassen sich hingegen keine erkennbaren Gründe für die Problematik ausmachen, (keine belastenden Lebensumstände, normale Intelligenz) ist des Öfteren von Dyskalkulie und/oder Rechenstörung die Rede (siehe auch Richtlinien der WHO; ICD-10 sowie Ausführungen der Verbände BVL und DVLD).

Gelegentlich wird aber auch von Rechenschwäche gesprochen, wenn man darunter eine weniger gravierende Beeinträchtigung der Rechenleistung versteht oder wenn der Schüler eine Förderung außerhalb des regulären Regelunterrichts benötigt.

Daneben existiert in der Fachliteratur noch eine weitere Gruppe von Kindern mit gravierenden Rechenschwierigkeiten. Es handelt sich hierbei um Kinder, deren Intelligenz im Grenzbereich liegt (allgemeine Minderbegabung) und in sämtlichen Bereichen des schulischen Lernens Defizite aufweisen. Diese Form der Rechenschwäche wird als allgemeine Rechenschwäche bezeichnet.

Die Schwierigkeiten bei der Dyskalkulie beziehen sich meist auf den Umgang mit den vier Grundrechenarten, wohingegen höhere mathematische Fertigkeiten in geringerem Maße beeinträchtigt sein sollen.

 

Häufigkeit und Ursachen:

Studien zufolge sind etwa vier bis sechs Prozent der Schüler von Dyskalkulie betroffen. Etwa 15 Prozent stellen sich als förderungsbedürftig heraus.

Die Angaben zu den Ursachen der Dyskalkulie sind in der Literatur nicht einheitlich beschrieben bzw. oft widersprüchlich, da auf Forschungsebene nicht immer zwischen den einzelnen Begriffen unterschieden wird. Dies hat zur Folge, dass auf dem Hintergrund verschiedener Erklärungsansätze für Rechenstörungen beispielsweise didaktische Ansätze als Ursache und nicht als Verstärker einer bereits bestehenden Dyskalkulie diskutiert werden. Im Vordergrund stehen unter Einbeziehung von Ergebnissen aus der Säuglingsforschung zurzeit biogenetische Ansätze im Rahmen eines Erklärungsmodells für die Entstehung einer Dyskalkulie. Es gilt jedoch zu bedenken, dass die Forschung zur Dyskalkulie im Gegensatz zur Legasthenie noch sehr jung ist und sich der Wissensstand erwartungsgemäß in den folgenden Jahren noch erheblich erweitern dürfte. Übereinstimmung herrscht jedoch darüber, dass ein positives Umfeld (z.B. vorteilhafte häusliche Umgebung, sinnvolle, angemessene Unterrichtsmethoden) die mathematischen Leistungen des Kindes günstig beeinflussen kann.

 

Symptomatik:

Aufmerksam sollte man sein, wenn der Leistungsrückstand des Kindes immer größer wird und die Unzufriedenheit mit den Rechenleistungen bei dem Kind gehäuft auftritt. Ein großes Problem stellt das mangelnde Vorstellungsvermögen dar, was zur Folge hat, dass die Kinder oft nur über konkretes Handeln (mit den Fingern zählen) zur Lösung gelangen. Auch wenn das Kind bei den Hausaufgaben im Vergleich zu seinen Mitschülern oder zu anderen Fächern wesentlich mehr Zeit benötigt, es zu ständigen Nachfragen neigt, vergesslich, zerstreut oder rasch müde wirkt, sollte an eine mögliche Dyskalkulie gedacht und Interventionen eingeleitet werden. Letzteres ist jedoch nur möglich, wenn der Versuch unternommen wird, die Denkstrategien des Kindes beim Rechnen ein wenig näher zu verstehen.

Hierzu zwei Beispiele, wie Kinder zu „ihren“ Lösungen gelangen:

 

Dieter rechnet: 70 – 18 = 62

Jessica rechnet: 70 – 18 = 68

 

Dieter erklärt, er habe 70 – 10 gerechnet und 60 erhalten; dann habe er von 60 die Zahl 8 abgezogen und 62 herausbekommen.

Dieter rechnete die Aufgaben in zwei Schritten mit richtigem Zwischenergebnis, auch die Einerstelle der Lösungszahl wurde von ihm richtig errechnet. Weil er aber die Zehnerstelle nicht vermindert hat, kommt es schließlich zum falschen Ergebnis.

Jessica hat den ersten Schritt ebenfalls richtig gerechnet, bis sie fälschlicherweise die Rechenrichtung umkehrte und 60 + 8 (statt minus acht) rechnete, was zur Falschlösung führte.

Leila rechnet: 55 + 26 = 71

Leila erklärt, sie habe 5 + 2 gerechnet und im Kopf zählend 7 erhalten, anschließend habe sie 5 + 6 gerechnet und 11 erhalten, wobei sie bei der Rechnung die 1 aufgeschrieben hat. Die andere 1 berücksichtigt sie beim Rechnen nicht, denn sonst bekäme sie „etwas mit Hundert“, so ihre Worte.

Einzelne (zusätzliche) Beispiele zu dem Erscheinungsbild, wobei nicht alle Auffälligkeiten bei einer Dyskalkulie vorkommen müssen:

 

  • Probleme im Umgang mit Geld, Längenmaßen, Gewichten und der Uhr

  • Probleme mit dem Stellenwertsystem (Nachbarzahlen können nicht bestimmt werden)

  • Verständnis- und Umsetzungsprobleme bei Textaufgaben

  • auch „leichte“ Aufgaben werden auf schriftliche Art ausgeführt

  • Fehler beim Vor- und Rückwärtszählen

  • kein spontanes Ergänzen auf 10 (6+?=10)

  • lautgetreue Schreibweise (10010 statt 110)

  • Lateralitätsprobleme

  • Vertauschen von Einern und Zehnern

  • Verdrehen der Ziffern bei mehrstelligen Zahlen

  • Verwechslung der Ziffern 9 und 6, 7 und 1, aus 6 wird 8

  • mangelnde Mengenerfassung

  • Mengen können nicht in Beziehung zueinander (Vergleich) gesetzt werden

  • mangelnde Gliederungsfähigkeiten der Zahlen (4=2+2, 3+1,1+3…)

  • mangelnde Zahlenraumvorstellung (wie oft ist die 100 in 1000 enthalten?)

  • schwieriges Weiterzählen bei höherstelligen Zahlen

  • Probleme bei sämtlichen Aufgaben mit Stellenübergängen

  • Aufgaben werden als Kompensation auswendig gelernt

  • Sprach- und Hörprobleme

 

Einige der hier aufgeführten Probleme können auch bei Kindern auftreten, bei denen keine Dyskalkulie vorliegt. Bei ihnen ist jedoch im Allgemeinen davon auszugehen, dass sich die Auffälligkeiten mithilfe von Erklärungen und Übungen (wesentlich) schneller beheben lassen, als dies bei Kindern mit Dyskalkulie (länger andauerndes und deutlich ausgeprägtes Erscheinungsbild) erwartet werden darf. Bei einer Reihe von Kindern zeigen sich die Symptome nicht gleich zu Schulbeginn, was damit erklärt werden kann, dass diese Kinder effektive Kompensationsstrategien entwickeln konnten und somit (fast) unauffällig blieben. Erste Symptome einer möglichen späteren Rechenstörung können bereits im frühen Kindesalter ausgemacht werden. So geht eine im Vorschulalter geringe Mengen-Zahlen-Kompetenz häufig mit später deutlich werdenden Auffälligkeiten im Rechenbereich einher (siehe auch Menüpunkt „Förderung für Vorschulkinder“).

 

Diagnostik:

Wie bei der Legasthenie, bleibt es nicht einer einzigen Berufsgruppe vorbehalten, die Diagnostik durchzuführen. Es sollte Wert auf eine umfassende Diagnostik gelegt und in Zusammenarbeit mit Schulen und außerschulischen Fachkräften Ergebnisse zusammengefasst werden.

Nur so lassen sich unserer Ansicht nach die Probleme des Kindes angemessen darstellen und sinnvolle Interventionen einleiten.

 

Förderschwerpunkte:

 

A) Arbeit im basalen Bereich:

  • Arbeitsverhalten, Lernstrategien, Motivation, Konzentration, Ausdauer

  • auditive und visuelle Wahrnehmung, Gedächtnisleistung

  • taktil-kinästhetische Wahrnehmung (Berührungssinn, Bewegungssinn)

  • Grob- und Feinmotorik

  • Lateralität, ganzheitliche Raumvorstellung, Körperorientierung

  • Serialität

  • Sprache

 

B) Arbeit im (prä)numerischen Bereich:

  • Klassifikation, Menge-Ziffer-Zahlwort-Zuordnung, Eins-zu-Eins-Zuordnung

  • konkretes Zählen, Teilen und Verteilen

  • mathematische Begriffe

  • Zeitbegriffe

  • Verständnis von mathematischen Operationen

  • Aufgaben der Klassenstufe

 

C) Arbeit im sozial-emotionalen Bereich:

  • soziales Verhalten, Selbstwertgefühl

  • Frustrationstoleranz

  • Arbeit am Lernumfeld

 

 

Förderbeschreibung in den Bereichen Rechenschwäche undRechenstörung (Dyskalkulie):

Mit Hilfe von informellen sowie standardisierten Testverfahren werden nach einem Erst- und Anamnesegespräch mit den Eltern des Kindes (siehe Punkt/ Menüleiste „Die ersten Schritte zur Förderung“) grundlegende Fähigkeiten des Kindes zum Rechnenlernen analysiert und im Rahmen eines flexibel gehaltenen Förderplans Schwerpunkte der individuellen Förderung erarbeitet. Die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern und weiteren Fachkräften gewährleistet eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit mathematischen sowie sozial-emotionalen Komponenten des Kindes und stellt eine wichtige Maßnahme zur Ausbildung von geeigneten Lösungsstrategien dar. In diesem Zusammenhang erhalten die Eltern die Möglichkeit, gegen Ende der Stunde - oder jederzeit auch telefonisch - mögliche Probleme mit uns besprechen oder Fragen zu bestimmten Themen stellen zu können. Darüber hinaus werden halbjährlich stattfindende Elternsprechtage angeboten.

Die Arbeit umfasst im basalen (Basisfähigkeiten), pränumerischen (wörtlich: vorzahlig) und numerischen Feld eine Vielzahl von Anforderungen, wie z.B. motorische, visuelle, auditiv-sprachliche, taktil-kinästhetische Anforderungen und Denkleistungen. Bei einer Vielzahl von Übungen spielt Bewegung als Fördereinheit eine führende Rolle. Mithilfe des Prinzips „Lernen mit allen Sinnen“ sollen bei den Kindern mathematische Vorstellungsbilder geweckt und Übertragungsmechanismen zu mathematischen Sachverhalten hergestellt werden. Darüber hinaus befähigt Bewegung zu verstärkt konzentrierter Leistung bei einer Reihe von Kindern.

Die eingesetzten Materialien stehen allen Kindern mit Rechenschwäche zur Verfügung. Allerdings erhalten Kinder, bei denen es sich um eine erworbene Rechenschwäche handelt, im Gegensatz zur anderen Gruppe vermehrt auf die jeweilige Klassenstufe bezogenes Übungsmaterial. Auf diese Weise sollen schulische und außerschulische Arbeitsaufträge miteinander verknüpft und günstigere Voraussetzungen für sämtliche Übungen bzw. Prüfungen in der Schule geschaffen werden. Die Förderung im sozial-emotionalen Bereich erfolgt bei beiden Gruppen im gleichen Verhältnis zueinander.

Die Übungen sind unter Einbeziehung von Computerprogrammen aus praxisorientierten Rechentrainings entnommen und werden zusätzlich durch eine Vielzahl von anderen Übungsmöglichkeiten ergänzt bzw. aktualisiert:


Auswahl:

  1. Rechenstörungen. Diagnose. Förderung. Materialien (Ganser)

  2. Rechenstörungen: Unterrichtspraktische Förderung/ Folgeband (Ganser)

  3. 1 X 1 mit allen Sinnen (Wunderlich)

  4. Rechenspiele Kl. 1-6 (Krampe, Mittelmann)

  5. Montessori – Pädagogik (mehrere Anleitungen) z.B. „Hilf mir, es selbst zu tun“

  6. Rechnen mit den Kieler Zahlenbildern  (Habig)

  7. Das Förderheft Mathematik 1und 2 (Simon)

  8. Dyskalkulietraining nach der AFS-Methode (Kopp-Duller)

  9. Der innovative Rechentrainer (Schinhärl)

 


Zu den weiteren Fördermaterialien zählen zahlreiche Lernspiele sowie bei Bedarf auch Übungen aus den Bereichen sozial-emotionale Kompetenzentwicklung, motorische Fertigkeiten sowie auditive und visuelle Trainingselemente.

 

Form der Fördermaßnahme:

Die Förderung wird in der Regel einmal wöchentlich (50 Minuten) vorzugsweise in Form einer Einzeltherapie erteilt, wobei Grundschulkinder in einigen begründeten Fällen auch Gruppenförderung bei maximal zwei bis drei Kindern erhalten können. Über den Grundschulbereich hinaus erfolgt die Förderung grundsätzlich im Rahmen eines Einzeltrainings.

Preisnachlasse werden gewährt, wenn ein Geschwisterkind parallel eine Fördermaßnahme besucht.

 

Lehrpersonal/ Förderbetreuung:

Die Förderung wird von der Inhaberin der Einrichtung, Cornelia Lippert, durchgeführt.
 

Zusätzliches: Finanzierung durch das Jugendamt:

Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzung kann eine Kostenübernahme der Fördermaßnahme durch das Jugendamt erfolgen. Bitte setzen Sie sich für nähere Informationen mit uns in Verbindung oder sprechen Sie mit dem zuständigen Jugendamt.

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